Corona 2.0: Was macht das mit den Zinsen?


Die Auswirkungen des Lockdown light – Zinskommentar November 2020


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Das Wichtigste in Kürze:

  • Sollte der Lockdown light die Wirtschaft weiter schwächen, steht die EZB parat, um die Folgen abzumildern.
  • Bauzinsen bleiben niedrig: Kredite mit kürzeren Laufzeiten verbilligen sich.
  • Mit KfW-Krediten sind bereits heute negative Bauzinsen möglich.

Hinweis: Blau = Verlinkte Fachbegriffe im Miniglossar am Ende des Artikels



Heute kann sich Ihr Traum vom Eigenheim erfüllen.





Ist es Zufall oder Fügung, dass einen Tag nach dem Machtwort der Kanzlerin die Europäische Zentralbank (EZB) zu ihrer Zinssitzung zusammenkam, um über die Geldpolitik und Leitzinsen zu beraten? Der DAX quittierte den angekündigten Lockdown light in Deutschland mit massiven Einbrüchen, berappelte sich dann aber wieder, als eindeutige Signale aus dem EZB-Hauptquartier in Frankfurt am Main an die Öffentlichkeit drangen. Noch wenige Tage vor der Zinssitzung kritisierten einige Medien EZB-Chefin Christine Lagarde, die – nun ein Jahr im Amt – keine berauschende Bilanz ziehen könne. 


Lagarde am Limit…


Zu unerfahren sei sie in Fragen der Geldpolitik gewesen, verstehe sich eher als Moderatorin und überlasse den Expertinnen und Experten die Fachsimpelei. Wenn die EZB-Chefin vor die Presse tritt, dann hängen die Player der Wirtschaft an ihren Lippen, und wie einst bei ihrem Vorgänger Mario Draghi lesen sie in ihr wie in einem Orakel, interpretieren jede gehobene Augenbraue und verbinden jede in Nebensätzen gemachte Andeutung mit epochemachenden Auswirkungen. Christine Lagarde hat aber dazu gelernt und verhält sich heute vorsichtiger.



…aber zu allem bereit


Und genauso vorsichtig klang es am 29.10. aus Frankfurt. Die Leitzinsen in der Eurozone bleiben bei null Prozent. Der im August begonnene Fall der Inflationsrate in der Eurozone hat sich auch im September fortgesetzt: Statt -0,2 sind es jetzt sogar -0,3 Prozent. Das langjährige Inflationsziel von knapp unterhalb zwei Prozent ist in weite Ferne gerückt. Das Anleihenaufkaufprogramm wird ebenfalls nicht weiter aufgestockt, aber auch nicht reduziert. Im Dezember, so heißt es von der EZB, werde man aber "rekalibrieren". Bankenvolkswirte begrüßen dies: Sollte sich bis zur nächsten Zinssitzung herausstellen, dass die europäische Wirtschaft erneut Geldspritzen benötigt, stehe Lagarde bereit. Solche Aussichten beruhigen die Märkte.       


Bauzinsen stabil, Negativzinsen möglich


Die Zinsen für Baufinanzierungen bleiben weiterhin stabil: Da sind sich die meisten Expertinnen und Experten einig. Das liegt auch daran, dass die Pfandbriefe mit zehnjähriger Laufzeit schon wieder im negativen Bereich liegen und auf dem besten Wege sind, ihr Allzeittief aus August 2019 erneut anzusteuern. Damals lagen sie bei minus 0,20 Prozent, Mitte Oktober 2020 bei minus 0,09 Prozent. Pfandbriefe sind wichtig für die Refinanzierung von über Banken ausgegebene Baukredite. Deshalb zeigen sie meist sehr deutlich die Richtung der Bauzinsen an.

Doch bereits heute sind sogar negative Kreditzinsen möglich. Das bedeutet, dass Kreditnehmende weniger Geld zurückzahlen müssen als sie sich von der Bank leihen. Dies klappt derzeit über den "Umweg" KfW-Darlehen. Wer ein besonders energieeffizientes Haus baut oder eine Bestandsimmobilie entsprechend modernisiert, kann den KfW-Kredit zu einem rechnerischen Effektivzins von minus 5,51 Prozent für den Kauf eines Energieeffizienzhauses und sogar minus 11,77 Prozent beim energieeffizienten Sanieren erhalten. Der Negativzins ergibt sich über den Tilgungszuschuss, den die KfW-Bank allen Kreditnehmenden spendiert, die ihre Immobilie energieeffizient umbauen oder gleich entsprechend bauen.

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ImmoScout24-Zinsbarometer


Die Entwicklung der Bauzinsen im Oktober

Der Anstieg der Baufinanzierungszinsen von August hat sich auf breiter Front stabilisiert. Das bedeutet aber nicht, dass die Zinsen weiter nach oben zischen. Sie bewegen sich nur sehr langsam und kleinen Schritten. Diesen Monat bleibt festzustellen: Kurzfristige Kredite sind leicht gesunken, besonders lange laufende Zinsfestschreibungen machten einen 0,01-Prozentpunkte-Schritt nach oben.

Wer aktuell einen Kredit mit fünfjähriger Laufzeit benötigt, kann sich über eine kleine Reduktion um 0,02 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat freuen: Die durchschnittlichen Zinsen für unseren Modellfall liegen bei 0,80 Prozent. Die Zinsen der Baukredite mit zehnjähriger Zinsbindung bewegten sich sogar um 0,04 Punkte nach unten und liegen nun bei 0,81 Prozent.

Bei den länger laufenden Zinsbindungsfristen ging es jeweils um 0,01 Prozentpunkte hinauf: Baufinanzierungen mit 15-jähriger Zinsbindungsfrist kosten aktuell 1,09 Prozent, die 20-jährigen Darlehen stiegen auf 1,30 Prozent.



Miniglossar - wichtige Fachbegriffe in diesem Artikel


Fed ist die Abkürzung für Federal Reserve. Damit ist die Zentral- oder Notenbank der USA gemeint.

Geldpolitik Darunter versteht man alle Maßnahmen eines Staates, die Geldversorgung und Kreditangebote der Banken zu regulieren, um wirtschaftspolitische Zwecke zu erfüllen. Dahinter steht das Ziel, den Wert des Geldes einer Volkswirtschaft stabil zu halten.

Leitzinsen Diese von der Zentralbank eines Landes festgelegten Zinsen geben an, zu welchen Konditionen sich Kreditinstitute bei der Noten- bzw. Zentralbank Geld leihen können. Sie sind ein wichtiges Steuerungsmittel der Geldpolitik.

Kerninflation: Ein volkswirtschaftliches Konzept, das bestimmte Güter aus der Berechnung der Inflationsrate ausklammert. Dabei handelt es sich meist um die Preisschwankungen für Lebensmittel und Produkte aus dem Energiesektor, die saisonal schwanken, aber deren Preisänderungen nicht auf die Volkswirtschaft selbst zurückzuführen sind.

Ratingagenturen: Dies sind Unternehmen, welche die Kreditwürdigkeit anderer Unternehmen und Staaten bewerten. Ist die Wahrscheinlichkeit von Kreditrückzahlungen hoch, erhalten die betreffenden Unternehmen/Staaten ein gutes Rating. Das höchste wird als "Triple A", also AAA bezeichnet. Zu den bekanntesten Ratingagenturen gehören "Standard & Poor's", "Moody's" und "Fitch".

Rezession: Eine Phase im Konjunkturzyklus (daneben gibt es noch Aufschwung, Boom und Depression). Man spricht üblicherweise von einer Rezession, wenn sich die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen abschwächt oder zumindest gleichbleibt.

Seitwärtsbewegung: Von Seitwärtsbewegungen spricht man, wenn sich der Kurs oder die Zinsen weder nach oben noch nach unten bewegen, sondern sich gleichmäßig entwickeln. 


*Hinweis: Bei den Zinsen handelt es sich um Durchschnittswerte der bei ImmoScout24 gelisteten Baufinanzierer zum angegebenen Stichtag. Für die Kalkulation wurden folgende Modelldaten verwendet: Angestellte/r, Darlehenssumme: 200.000 Euro, Beleihungsauslauf: 80 Prozent, Tilgungsrate: 3 Prozent.  

Die hier enthaltenen Informationen sind unverbindliche Auskünfte (Irrtum vorbehalten).

Illustriertes gebäude mit Euro-Zeichen, rundherum illustrierte Viren

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