Wie geht es 2021 mit den Bauzinsen weiter?

Hinweis: Blau = Verlinkte Fachbegriffe im Miniglossar am Ende des Artikels

Habt ihr den Jahreswechsel in Feierlaune verbracht? Wahrscheinlich seid ihr vor allem wachgeblieben, um sicherzugehen, dass das vergangene Jahr auch tatsächlich die Biege macht. Denn für die meisten wird 2020 wohl immer einen bitteren Beigeschmack behalten.

Immerhin: Trotz der furchtbaren Corona-Pandemie hatte das Jahr auch gute Seiten. Viele freuen sich darüber, dass der Hotelbesitzer, der auch Präsident der USA ist, abgelöst wurde. Ob und wie dramatisch der Übergang von Präsident Trump zu Präsident Biden sein wird, erfahren wir am 20. Januar. Die Hoffnung, dass sich das Verhältnis der USA zum Rest der Welt und insbesondere in Bezug auf weltweite Wirtschaftsbeziehungen verbessert, ist groß. Auch der Brexit, der uns viele Jahre als Damoklesschwert der euro-britischen Zusammenarbeit begleitete, hat sozusagen in letzter Sekunde noch die Kurve gekriegt: mit einem Partnerschaftsvertrag, der beiden Seiten Sicherheit gibt.

Für Immobilienkäuferinnen und -käufer war das Jahr 2020, zumindest was die Bauzinsen angeht, ein weiteres gutes Jahr. Allerdings konnte es im Vergleich zur Entwicklung von 2018 zu 2019 in der Bilanz nicht mit sinkenden Zinsen* aufwarten. Wo es im Vorjahr noch ordentlich runter ging, stiegen die Zinsen in der Jahresbilanz überall – allerdings sehr moderat.

Interessant ist, dass die Zinsen der kurzfristigen Darlehen am stärksten gestiegen sind. Bei den 5-jährigen Zinsbindungen sind es plus 0,27 Prozentpunkte, bei den 20 Jahre laufenden Krediten nur plus 0,08 Prozentpunkte. Eine Langfriststrategie, die angesichts so niedriger Bauzinsen ja sowieso optimal wäre, war und ist also attraktiv geblieben.

Anfang des Jahres ging es bei den Bauzinsen noch munter bergab. Den Zinstiefpunkt markierte ungefähr der Zeitraum Ende März, als der erste Shutdown in Deutschland in Kraft trat. Den größten und schnellsten Zinsanstieg gab es dann Mitte bis Ende August 2020.  

Mitte Dezember 2020 tagte die Europäische Zentralbank (EZB) und beschloss in ihrer Zinssitzung das, was ohnehin alle erwartet hatten. Die expansive Geldpolitik wird fortgesetzt.

Was kommt eigentlich nach einer Milliarde? Einige fragen sich das sicherlich. Die Antwort: Eine Billion, das ist eine Eins mit zwölf Nullen (in Ziffern: 1.000.000.000.000). Die EZB hat am 10. Dezember 2020 den Ankauf von zusätzlichen Anleihen im Wert einer halben Billion beschlossen. Zusammen mit den zuvor beschlossenen Anleihenkäufen wächst das Corona-Hilfsprogramm PEPP damit auf das fantastische Volumen von 1,85 Billionen Euro.    

Da kann einem schon ein wenig schwindelig werden. Doch nicht nur das. EZB-Chefin Christine Lagarde verlängert das Programm auch gleich bis ins Frühjahr 2022. Möglicherweise kalkuliert sie damit, dass bis Ende 2021 das Virus dank Impfungen europaweit zurückgedrängt wird, und legt dann noch eine kleine Schippe oben drauf. Natürlich erntet sie damit auch Kritik: Anleihenkäufe durch die EZB ermöglichen den angeschlagenen Staaten Europas, sich günstig über Wasser zu halten. Die Staatenfinanzierung zählt aber eigentlich nicht zu den Aufgaben der EZB. Auch sorgt der schiere Gigantismus der EZB-Zusagen für hochgezogene Augenbrauen: "Mir fehlt bei den jüngsten geldpolitischen Entscheidungen der Blick dafür, wie wir mittelfristig wieder zu einer Normalisierung der Geldpolitik kommen. Einfach den Geldhahn immer weiter aufzudrehen ist keine überzeugende Strategie", meint EU-Parlamentarier Markus Ferber (CSU).  

Für Deutschland, dem Land der Sparenden, bedeutet diese Entscheidung: Minizinsen bleiben an der Tagesordnung. Das Sparbuch kann man eigentlich vergessen, wenn man sich Rendite wünscht. Die findet man weiterhin nur bei realen Werten: am Aktienmarkt, vielleicht in Gold, und auch in Immobilien. Für Anlegerinnen und Anleger sowie Bauleute, die eine Immobilie für den Eigenbedarf suchen, sind die Konditionen weiterhin gut. Die Nachrichtenagentur Reuters fragte 71 Volkswirte, wie sie die Entwicklung der Leitzinsen einschätzten. Alle Expertinnen und Experten erwarten, dass er auch Ende 2021 noch bei null Prozent liegen wird.

Fed ist die Abkürzung für Federal Reserve. Damit ist die Zentral- oder Notenbank der USA gemeint.

Geldpolitik Darunter versteht man alle Maßnahmen eines Staates, die Geldversorgung und Kreditangebote der Banken zu regulieren, um wirtschaftspolitische Zwecke zu erfüllen. Dahinter steht das Ziel, den Wert des Geldes einer Volkswirtschaft stabil zu halten.

Leitzinsen Diese von der Zentralbank eines Landes festgelegten Zinsen geben an, zu welchen Konditionen sich Kreditinstitute bei der Noten- bzw. Zentralbank Geld leihen können. Sie sind ein wichtiges Steuerungsmittel der Geldpolitik.

Kerninflation: Ein volkswirtschaftliches Konzept, das bestimmte Güter aus der Berechnung der Inflationsrate ausklammert. Dabei handelt es sich meist um die Preisschwankungen für Lebensmittel und Produkte aus dem Energiesektor, die saisonal schwanken, aber deren Preisänderungen nicht auf die Volkswirtschaft selbst zurückzuführen sind.

Ratingagenturen: Dies sind Unternehmen, welche die Kreditwürdigkeit anderer Unternehmen und Staaten bewerten. Ist die Wahrscheinlichkeit von Kreditrückzahlungen hoch, erhalten die betreffenden Unternehmen/Staaten ein gutes Rating. Das höchste wird als "Triple A", also AAA bezeichnet. Zu den bekanntesten Ratingagenturen gehören "Standard & Poor's", "Moody's" und "Fitch".

Rezession: Eine Phase im Konjunkturzyklus (daneben gibt es noch Aufschwung, Boom und Depression). Man spricht üblicherweise von einer Rezession, wenn sich die Wirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen abschwächt oder zumindest gleichbleibt.

Seitwärtsbewegung: Von Seitwärtsbewegungen spricht man, wenn sich der Kurs oder die Zinsen weder nach oben noch nach unten bewegen, sondern sich gleichmäßig entwickeln. 

*Hinweis: Bei den Zinsen handelt es sich um Durchschnittswerte der bei ImmoScout24 gelisteten Baufinanzierer zum angegebenen Stichtag. Für die Kalkulation wurden folgende Modelldaten verwendet: Angestellte/r, Darlehenssumme: 200.000 Euro, Beleihungsauslauf: 80 Prozent, Tilgungsrate: 3 Prozent.  

Die hier enthaltenen Informationen sind unverbindliche Auskünfte (Irrtum vorbehalten).